Regelmäßige Frage ... was ist beim Gebrauchtschlepperkauf zu prüfen?
Regelmäßige Antwort... EINFACH ALLES
Nachdem man schnell etwas vergisst, ist es nützlich sich eine Checkliste am besten auf das Wunschobjekt abgestimmt zu erstellen. Die Liste wird zur Besichtigung mitgeführt und je nachdem vor, während oder nach der Probefahrt Baugruppe für Baugruppe durchgeprüft.
Jeder Schleppertyp hat seine Besonderheiten und "Schwachstellen", diese gilt es im Vorfeld bestmöglich ausfindig zu machen, Eigentümer gleicher Maschinen, Bekannte Fachkundige, Werkstätten und das Internet etc. dienen als Informationsquellen.
Hat man selbst keine Ahnung von der Technik, empfiehlt es sich einen Fachkundigen zur Besichtigung mitzunehmen, evtl. sich auch im Vorfeld mit den Bedienelementen der Maschine vertraut zu machen um auch selbst eine Probefahrt (mit passender Fahrerlaubnis!) durchführen zu können.
Die Erwartungen sollten "real" gesteckt werden.
Gebrauchte Landmaschinen sind eben Arbeitsmaschinen welche zumeist entsprechende Gebrauchsspuren aufweisen ... die einen mehr, die anderen weniger. Man sieht einer Maschine jedoch schon an ob diese lange gepflegt wurde oder rücksichtslos verbraucht wurde.
Bei einer Besichtigung gilt es soweit möglich umfassend Informationen über die Maschine einzuholen, Mängel auszuloten und zu ermitteln ob es sich wirklich um das Objekt der Begierde handelt und die Maschine das Geld wert ist. Natürlich wird man bei einem seltenen Oldtimer toleranter sein müssen als bei einem 0815 Konfektionsschlepper welcher in tausenden Stückzahlen produziert wurde.
- optischer Zustand (gepflegt / ungepflegt)
- Maschine u. Ausstattung wie beschrieben (vollständig)
- Bleche verbeult, Rost, Durchrostungen, Fehlteile, Beschädigungen
- Originallack oder Nachlackiert (Qualität der Lackierung gut oder billig überpinselt zum Verkauf)
- Maschine frisch gewaschen (Ölverluste evtl. weggewaschen und nicht erkennbar)
- Abnutzung, Gebrauchsspuren zur angegebenen Betriebsstundenzahl passend (Pedale, Hebel, etc.)
- Fahrzeugpapiere, Anleitungen und Unterlagen vorhanden
- Tüv (Mängel in vorherigen Tüv-Berichten?)
Reifen / Felgen / Gummiteile:
- Profiltiefe / Restprofil der Reifen
- Gummiteile / Reifen porös / beschädigt
- Reifen in passender Größe wie eingetragen
- gleichmäßig abgefahren oder ungleich (ungleiche Abnutzung Vorderachse evtl. Mängel an Spur & Sturz)
- Felgen geschweißt (Verstellfelgen reißen gerne ...)
- Profilgummis, Auflagen, Dämpfer etc. porös oder beschädigt
Elektrik u. Anzeigen
- sämtliche elektrischen Verbraucher prüfen (alle Lichter, Hupe, Scheibenwischer, Radio)
- Lichtmaschine (Ladekontrolle erlischt)
- Öldruckkontrolle
- Batterie (Sichtprüfung Zustand - Schäden durch Oxidation an Halterung etc.)
- Anlasser
- Blick im Sicherungskasten (alle Sicherungen i.O., defekte Sicherungen ersetzten, alles nochmal probieren)
- Kontrollleuchten Armaturenbrett & in Anzeigen Funktion
- Traktormeter, Drehzahlmesser, Tankanzeige, Temperaturanzeige, Stundenzähler etc. Funktion
- Vorglüheinrichtung / Kaltstartanlage
- Zündschloss (Schlüssel u. Ersatzschlüssel)
Kabine / Verdeck
- Verkleidungen und Bodenmatte (Rost unter Bodenmatte, unter Dichtungen? typische Roststellen / Problemstellen)
- Abnutzungen und Verschleiß
- Fehlteile
- Türen & Fenster schließen (Rahmen verzogen, Gasdruckdämpfer, Schlösser)
- Schlüssel f. Türen
- Schiebedach
- Sitz (Federung, Sitzbezug, Beifahrersitz)
- Lüftung, Heizung, Klimaanlage
- Bedienhebel, Schalter, Knöpfe, Regler etc.
- Verdeck (Planen, Seitenteile, Frontscheibe mit Schürze, Dämpfer, Scheibenwischer, Türe etc.)
Motor (Luft- oder Wassergekühlt ...)
- Richtiger Motor verbaut oder anderes Aggregat
- Öl- / Wasser- / Kraftstoffverluste (vor und nach Inbetriebnahme prüfen)
- Kühler Zustand (verdrückt, verdreckt, undicht, gelötet), Lüfterflügel u. Keilriemen
- Startverhalten bauartbedingt (Motor kalt oder vom Verkäufer schon warmlaufen lassen!?)
- Laufgeräusch, Rundlauf, Leistung (Probefahrt, Leistungsmessung vor Zapfwellenbremse)
- Abgasfarbe bei Kaltstart, Betrieb, unter Last etc. (wird Öl / Wasser mit verbrannt?)
- Kurbelgehäuseentlüftung (Original oder verlegt? ... Druck, Ölverlust)
- Wasser im Öl / Öl im Wasser
- Motor betriebswarm vorsichtig Kühler öffnen - aufsteigende Luftblasen = Kopfdichtungsschaden
- Zylinderköpfe luftgekühlter Motor dicht
- Motorblock i.O. oder geschweißt (Frostschaden)
- Nebenaggregate (Einspritzpumpe, Lichtmaschine, Anlasser, Luftpresser, Klimakompressor etc.)
- Einspritzpumpe original verplombt?
- Reparaturen erfolgt? (Rechnungen vorhanden)
Getriebe:
- Infos ob synchron, teilsynchron, nicht synchron
- Schaltbarkeit aller Gänge (nach o.g. Bauart u. eben je nach Getriebe zu urteilen)
- Lastwechsel (springen Gänge heraus)
- Laufgeräusche (jedes Getriebe macht Geräusche, nur was ist normal, was nicht...für das Alter)
- Allrad und Differentialsperre Funktion
- Zapfwelle, alle Drehzahlen u. Zapfwellenkupplung
- Ölverluste / Ölstand und Zustand des Öl (z.B. milchig durch Wassereintrag)
- Wendeschaltung, Powershuttle, Lastschaltung
- letzter Getriebeölwechsel inkl. Filter? (größere Ölmengen kosten ...)
Bremse:
- Fußbremse (gleichmäßige Bremswirkung, Vollbremsung)
- Einzelradbremse
- Handbremse
- Ölverluste / Bremsflüssigkeitsverluste an Achstrichtern sichtbar?
Druckluftbremse:
- Kessel entwässern kommt viel Wasser ggfls. auch Öl (Öl = Verschleiß am Kompressor)
- wird der Abschaltdruck erreicht (bläst Anlage überhaupt ab?)
- Anschlüsse vorhanden (1Leiter, 2 Leiter)
- Luftverlust (Motor abstellen, "hören" bzw. Vorratsanzeige beobachten)
Hydraulik:
- Hubwerk bedienen (auf & ab), auch externe Bedienung
- Senkdrossel, Lage & Zug Hebel / Schalter gängig
- Regelfeder gebrochen (z.B. Farmer Serie ohne EHR)
- Bauteile ausgeschlagen (z.B. Kugelaugen, Hubwelle Verzahnungen)
- Ölverluste an Hubzylindern, Leitungen, Öltank, Steuergeräten
- Hubwerk im Idealfall mit schwerem Anbaugerät testen (ganz ausheben, Nachregelung wg. interner Undichtheit)
- Steuergeräte (bei Probefahrt bedienen ...) Ölverluste, Funktion, Anschlüsse
- Zustand Oberlenker, Unterlenker u. Fanghaken, Hubspindeln (Brüche, ausgeschlagen, verschweißt, festgerostet)
- Geräusche Hydraulikpumpe
- ausreichende zu entnehmende Ölmenge für Anbaugeräte verfügbar?
Vorderachse (Hinterrad / Allrad)
- Schlepper aufbocken u. Räder wackeln (je größer die Maschine u. Bereifung desto schwerer wird dies)
- Achsschenkellager, Achsbolzen, Schwenkgehäuse (siehe Favorit Spezial Vorderachse)
- Herzbolzen (Mittlerer Achsbolzen zum Träger) Lagerung
- Karadanwelle, Feinverzahnung und Kreuzgelenke
- Ölverluste am Allradantrieb / Allradachse
- Radlager
- Achskörper
- Kotflügel vorne
- Allrad / Differential Vorderachse
Lenkung: (hydraulisch / mechanisch)
- Lenkspiel im Lenkgetriebe
- Lenkorbitol (undicht) Ölstand Lenkung
- Kugelköpfe (ausgeschlagen)
- Lenkrad
- Lenkanschläge (verbogen)
- Lenkzylinder (undicht)
- Geräusche Lenkungspumpe
Zubehör:
- Fronthydraulik (Funktion, Zubehör)
- Frontzapfwelle (Funktion, passende Drehrichtung, Drehzahl)
- Frontlader (Konsolen, Schwinge nachgeschweißt, ausgeschlagen, Zylinder dicht, Zubehör)
- Zugmaul vorhanden (ausgeschlagen)
Steht das Fahrzeug beim Händler, kann ein Gespräch mit dem Vorbesitzer nicht schaden ....
- warum wurde der Schlepper verkauft?
- was wurde schon repariert?
- was für Arbeiten musste der Schlepper erledigen?
- wie viele Stunden hat er beim Verkauf :),
- gab es Probleme mit der Maschine?
- liegen noch Teile, Unterlagen beim Vorbesitzer etc. pp.
Man darf dies Infos oft nicht überbewerten, manche loben Ihren früheren verbrauchten Maschinen "in den Himmel", andere geben reale Infos.
Schlepper passt, aber wie in die Heimat transportieren?
Endlich wurde der passende Traktor gefunden, jedoch ist der Standort weit entfernt von der Heimat und ein Transport nötig - was tun?
Die Maße und das Gewicht des Traktors müssen festgestellt werden, somit kann abgeschätzt werden welches Transportfahrzeug erforderlich ist, ebenso benötigen Speditionen diese Angaben für ein Angebot. Natürlich spielt es auch eine große Rolle ob der Traktor fahrbereit zum verladen ist, oder defekt ist und verladen werden muss.
Beim Transport via eigenen PKW+Anhänger ist natürlich darauf zu achten das Nutz- und Stützlasten nicht überschritten werden, der erforderliche Führerschein vorhanden ist und vor Abfahrt die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist. Es empfiehlt sich, lieber 2-3 Spanngurte (in passender Größe) mehr anzubringen und natürlich vor Abfahrt das Fahrzeug auf "lose Teile" zu prüfen.
Sollte ein PKW-Anhänger zu klein sein, können oft regional Kleintransporter / PKW-Transporter gemietet werden, natürlich sind auch hier Nutzlasten einzuhalten und vorab abzuklären ob ausreichend Material zur Ladungssicherung bereitgestellt wird.
Bei größeren Traktoren oder weiten Entfernungen kann ein Transport via Spedition sinnvoll sein.
Es empfiehlt sich mehrere Speditionen für ein unverbindliches Preisangebot anzufragen, im Idealfall ist der Transport nicht "zeitdringlich" so dass der Traktor evtl. als "Beiladung" auf einer Tour zugeladen werden kann, dies kann den Preis positiv beeinflussen.
Zuletzt kann auch eine Überführung "auf eigener Achse" eine Möglichkeit und ein tolles Erlebnis sein, hierzu sollte jedoch eine gute Strecken- und Zeitplanung vorab durchgeführt werden, ebenso sollte überschlagen werden ob diese Lösung wirtschaftlich sinnvoll ist. Gerade alte Traktoren erreichen Ihre Höchstgeschwindigkeit nur bei voller Motordrehzahl, der Kraftstoffverbrauch kann entsprechend hoch sein.
Die Überführung hat geklappt ... und dann?
Wurde das Fahrzeug von einer Spedition geliefert, wird überprüft ob das Fahrzeug unbeschädigt und vollständig angeliefert wurde. Wurden z.B. mit dem Verkäufer / Händler vereinbarte Reparaturen korrekt durchgeführt etc.?
Die weiteren evtl. nötigen Maßnahmen sind natürlich vom Zustand des jeweiligen Traktors abhängig und dem Vorhaben des neuen Eigentümers.
Bei Schleppern welche direkt aus dem Arbeitsleben kommen und auch direkt wieder als Arbeitstier dienen sollen, ist es zumindest ratsam diese einer gründlichen Reinigung zu unterziehen (Tankstelle mit Heißwasser-Waschplätzen und Ölabscheider) und das Fahrzeug nochmals gründlich in allen Komponenten zu prüfen und eine Durchsicht gemäß Wartungsplan vorzunehmen.
Wartungsplan? ....
Für jedes Fahrzeug gibt es eine Betriebsanleitung mit Wartungs- und Schmierplan, teilweise auch mit Schaltplan f. Elektrik, sowie weiterführende technische Unterlagen (Ersatzteilliste, Werkstatthandbuch, Datenblätter), diese können die bevorstehenden Arbeiten erheblich unterstützen und machen sich in der Regel schnell bezahlt.
Wartung und Reparaturen:
Der Wartungsplan ist besorgt und die Durchsicht kann beginnen.
Es ist sinnvoll manche Wartungsarbeiten ebenso auf anstehende weitere Maßnahmen zu planen.
Sind z.B. bevorstehende Arbeiten am Getriebe erforderlich um Ölverluste zu beseitigen, ist es nicht sinnvoll vorher einen Ölwechsel im Getriebe durchzuführen, wenn dieses Öl nach kurzer Zeit wieder abgelassen werden müsste.
Wenn unklar ist, welches alter und welche Spezifikation die eingefüllten Betriebsstoffe in den Komponenten haben, ist grundlegend ein Wechsel sinnvoll. Auch die Einstellungen von Bremsen, Ventilen, Lenkspiel etc. sollte geprüft werden.
Unklarheiten?
Dank Internet gibt es viele Markenfreie- und Markenspezifische Foren welche eine gute Plattform zur Informationsbeschaffung bieten ... sofern o.g. Unterlagen keine Antworten liefern konnten, kann man hier oft Hilfestellung erhalten.
Die Angaben und Infos sollen als kleine Stütze dienen, keine Gewähr auf Vollständigkeit etc.
Viel Erfolg ;)